Nordirak I: Von der tuerkischen Grenze bis Dohuk: 30.Oktober - 1. November 2013

Schon 35 km vor der tuerkisch-irakischen Grenze stauen sich die LKW's. Das muss Tage dauern, bis die mal die Grenze passiert haben. Solche Probleme habe ich zum Glueck nicht: Ich kann mich einfach mit dem Fahrrad vorbeimogeln und muss dabei gefuehlte 10.000 Mal den johlenden LKW-Fahrern zuwinken. An der Grenze angekommen, gibt es zunaechst ein bisschen Hick-Hack um mein Fahrrad: Die Tuerken wollen mich zunaechst nicht ausreisen lassen, weil sie glauben, dass die Irakis eine Registrierungsnummer fuer mein Fahrrad verlangen. Ein Anruf des zustaenden Beamten klaert die Sache aber und ich kann ausreisen. Im Irak erhalte ich zunaechst problemlos den Einreisestempel, der mir einen 15-taegigen Aufenthalt im Land erlaubt. Mich befaellt ein Kribbeln, es ist ein aufregendes Gefuehl, in den IRAK einzureisen, auch wenn es sich dabei "nur" um Kurdistan handelt. Mit dem Einreisestempel ist die Sache hier aber noch nicht gegessen: Denn wenn ich das richtig verstehe, muss ich mein Fahrrad offiziell registrieren lassen. Mehrmals muss ich dazu hin und her laufen fuer irgendwelche Stempel und Unterschriften und unterschreibe am Ende irgendeinen amateurhaften handgeschriebenen arabischen Zettel. Schliesslich ist aber alles okay und ich kann endlich ins Land einreisen. Es ist bereits dunkel, als ich mich von der Grenze in die 12 km entfernte Stadt Zakho aufmache.

Am naechsten Tag erkunde ich die Stadt ein wenig. Auf den ersten Blick wirkt sie nicht viel anders als die osttuerkischen Staedte. Es gibt einen Basaar, alles ist staubig, die Laeden sind oft klein und einfach und der Verkehr wirkt immer ein Spur anarchischer als in Mitteleuropa. Die einzige nennenswerte Sehenswuerdigkeit dieser Stadt ist die Dalal-Bruecke, die vermutlich aus Roemerzeiten stammt.

Tags darauf stosse ich mit dem Fahrrad weiter ins Land vor. Bis auf einige Berge um die Staedte herum, ist die Gegend weitgehend flach, so dass ich gut vorankomme. Typisch kurdisch, erfahre ich grosse Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft von den Menschen. Wenn ich alle Einladungen zum Tee angenommen haette, waere ich nicht weit gekommen... Eine Einladung zum Mittagessen nehme ich aber gerne an. Einige Kilometer vor der naechsten Stadt Dohuk habe ich eine Reifenpanne. Die kann ich zwar beheben, aber ich habe trotzdem ein mulmiges Gefuehl, nur 50-60 km von Mosul entfernt zu sein. Alle Einheimischen hier warnen eindringlich vor Mosul und verweisen auf die Sicherheit in Kurdistan. Allerdings ist es ohne spezielles Visa sowieso nicht moeglich, in den gefaehrlichen Irak einzureisen, so dass man sich nicht etwa versehentlich dort hinverirren kann.

Am Abend habe ich schliesslich die naechste Stadt Dohuk erreicht. Als ich in der Stadt ein Restaurant fuer mein Abendessen suche, werde ich von einem jungen Iraker namens Mahmut angesprochen und "mal eben" zum Abendessen eingeladen. Anders als die meisten Einheimischen, spricht er passables Englisch. Obwohl er erst 23 ist, ist er schon verheiratet und hat 2 Kinder. Das ist freilich normal in der Region. Die Leute heiraten grundsaetzlich frueh, bekommen entsprechend frueh Kinder und hoeren mit dem Kinderkriegen dann auch nicht so schnell auf...

 

 

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