Indien I: Bombay - 15.-18. Dezember 2013

BOMBAY! Mein Zielort! Eigentlich. Ursprünglich hatte ich von Dubai in den Norden Indiens fliegen wollen, um von dort aus nach Bombay zu radeln. „Berlin-Bombay by bike“, halt. Aber aus mehreren Gründen änderte ich meinen Plan. Zum einen erschien es mir cool, an Weihnachten und Silvester in Goa zu sein, auf dieser legendären alternativen Beach Community südlich von Bombay. Und zum anderen wollte Tomas, mein neuer slowakischer Reisepartner, von dort aus nach Nepal vorstoßen. Um also zur Abwechslung 'mal Gesellschaft unterwegs zu haben, entschied ich mich dazu, direkt nach Bombay zu fliegen und von dort aus mit Tomas Richtung Goa zu radeln und danach weiterzusehen.

Gesagt, getan. Am Flughafen in Dubai gab es ein bisschen Hick-Hack um mein Übergepäck, aber letztlich

musste ich bei weitem nicht so viel drauf zahlen, wie es die Richtlinien dieser indischen Fluglinie (Jet Airways) vorgeschrieben hätten, da das Flugzeug Verspätung hatte. In Bombay quartierten Tomas und ich uns in schließlich einem billigen Gasthaus in Hafennähe ein.

Bombay erfüllte zuverlässig die gängigen Indien-Klischees: Koloniale Bauten aus der britischen Ära, chaotischer Verkehr, inklusive Kühen auf den Straßen, Frauen in bunten Saris und vor allem ein krasser Gegensatz zwischen Arm und Reich: Direkt neben dem luxuriösen Hotel Taj Mahal, einer Stätte der Reichen quasi, führen die Ärmsten der Armen ein Leben in unvorstellbarer Armut: Sie leben und schlafen auf der Straße, bereiten hier ihre zusammengebettelten Mahlzeiten zu, stillen ihre Babys und sie – pardon – kacken auf die Straße (zumindest an den Rändern der Slums). Ihren Lebensunterhalt bestreiten diese Menschen durch Betteln, wozu sie vorzugsweise ihre Kinder vorschicken. Aber wie sicherlich jeder weiß, tut man den Kindern einen größeren Gefallen damit, ihnen nichts zu geben, damit die Eltern eine bessere Verwendung für sie finden (wobei ich auch nicht weiß, was sie alternativ mit den Kindern machen würden). In den Slums dagegen, die wir mit einem lokalen Führer besichtigten, ist es zwar natürlich auch total verranzt, aber es sieht so aus, als gelänge es den die Menschen dort, sich ihren Lebensunterhalt durch richtiges Arbeiten zu verdienen. Sie betreiben dort zum Beispiel kleine Shops, gehen Handwerkstätigkeiten nach oder sie sammeln Müll zum Recyceln. Betteln ist hier kaum angesagt, denn es gibt ja nichts was zu holen.

Und noch ein Indien-Klischee: Bollywood: Wir wurden von Casting Scouts auf der Straße gefragt, ob wir nicht als Statisten in einem Film mitspielen wollten. Klar doch, machen wir gerne, erst recht für die „üppige“ Gage von 500 Rupien (ca. 8 EURO) für zwölf Stunden Arbeit. Dazu wurden wir gemeinsam mit anderen westlichen Reisenden per Bus an einen Strand gekarrt, um dort für eine Disko-Szene im Hintergrund herumzutanzen. Kulturelle Unterschiede und Rassendiskriminierung gab es mit dazu: Die russischen Tänzerinnen waren deutlich freizügiger gekleidet als die eher hochgeschlossenen Inderinnen und die thailändischen Statisten wurden hinter die westlichen geschoben. Der Film entpuppte sich jedenfalls als billiger Action-Film mit dem cleveren Titel „Bang Bang Bang Off“. Das Filmset wirkte reichlich unorganisiert und es war ermüdend, die ganze Nacht hindurch, immer und immer, wieder die gleiche Szene zu proben. Aber so hat man das auch mal mitgenommen.

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