Indien VI: Goa-Mangalore - 9.-18. Januar 2014

 Von Hampi aus fuhr ich mit dem Bus zurück nach Goa an die Küste, da mir das Radeln am Strand entlang besser gefallen hatte als im trockenen und landschaftlich eher eintönigen Landesinneren. Zurück in Goa kam ich jedoch schnell ins Schwitzen, denn die Luftfeuchtigkeit ist hier deutlich höher als im Landesinneren.

Von Goa aus radelte ich also den Küstenhighway entlang Richtung Süden nach Gokarna, zum Om Beach, der als ruhiger und entspannter gilt. Die letzten Kilometer dorthin waren indes ziemlich beschwerlich. Es war schon dunkel geworden, als ich zunächst einen steilen Hügel hochasten und dann über eine Schotterpiste wieder herunter holpern musste. Eine Straßenbeleuchtung gab es natürlich nicht. Zum Glück strahlte der Mond sehr hell in dieser Nacht und erleichterte mir die Orientierung.

Normalerweise gilt der Om Beach als sehr idyllisch. Ich war jedoch ausgerechnet während der indischen Neujahrsfeiertage dort. Und so hatten sich Horden von jungen indischen Männern dort versammelt und planschten kreischend im Wasser. Es gibt ja weiß Gott genug anständige Männer in Indien, damit mich keiner falsch versteht. Aber hier im Strand hatten sich genaue diejenigen Jungs eingetroffen, die den schlechten Ruf der indischen Männer verursacht haben. Sobald sich mal weißes weibliches Fleisch, in einem Bikini gewandet, ins Wasser traute, schwappten die Typen wie die Piranhas heran. Und die Mädels, die sich am Strand im Bikini sonnten, nahmen die Jungs mit Weitwinkelobjektiven unter die Lupe.

In Gokarna hatte ich mich mit dem Argentinier Pablo verabredet, den ich in der Woche zuvor in Goa getroffen hatte. Er ist schon seit 16 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs und über Westafrika, Europa und den Mittleren Osten nach Indien geradelt. Wir verbrachten einige entspannte Tage am Strand und hingen dabei mit weiteren netten Travellern ab. Nachdem wir genug abgehangen hatten, radelten Pablo und ich gemeinsam auf dem Küstenhighway nach Mangalore. Landschaftlich war die Fahrt nicht sonderlich interessant, da die Straße doch recht weit von der tropischen Küste entfernt ist, von einigen Ausnahmen abgesehen. Zudem herrschte relativ starker Verkehr; immer schienen die TATA-Trucks uns streicheln zu wollen. Aber es war cool, wieder zu zweit zu radeln. Auf halbem Wege trafen wir sogar einen dritten Radler, einen Italiener namens Danilo, der eine Art Berufsabenteurer ist.

In unserer letzten gemeinsamen Nacht gerieten wir dann mitten in den Trubel eines indischen Festivals. Scheinbar findet immer irgendwo in Indien ein Festival statt, denn die waren mir auf dem Weg bis hierhin schon mehrfach untergekommen. Und auch jenes in der Küstenstadt Udupi hatte es in sich: Auf der Suche nach einem Zeltplatz waren wir nämlich in den Stadtpark gelotst worden. "Great place", wie die Einheimischen versicherten. Aber keiner hatte uns gesagt, dass es dort wegen des Festivals die ganze Nacht über von lärmenden Jugendlichen wimmeln würde. Immerhin, sie ließen uns in Ruhe zelten. In Europa hätten mit steigendem Alkoholpegel sicherlich irgendwann ein paar Idioten unsere Zelte flachgelegt. Als allmählich Ruhe einzukehren schien, donnerte freilich um geschlagene 3 Uhr morgens der Lärm von Salutschüssen zu uns herüber. Weiß der Teufel, welcher religiöse Mumpitz diese Uhrzeit vorgeschrieben hatte.

In Mangalore trennten sich unsere Wege wieder. Pablo fuhr weiter Richtung Süden, Danilo blieb in Mangalore und ich nahm den Bus ins östliche Landesinnere nach Mysore, da mein Rückflug nahte und ich nicht genug Zeit hatte, die Strecke komplett mit dem Rad zu bewältigen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0